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Grappa-Auswahl
 
Vom Arme-Leute-Schnaps zur exzellenten Spirituose    
  In meiner Sammlung stehen zur Zeit 24 verschiedene Grappa-Sorten. Angefangen vom Eigenbrand bis hin zum Edelgrappa ist alles vorhanden. Auf dieser Site stelle ich ein paar Köstlichkeiten vor, die bei mir jederzeit zum degustieren bereitstehen. Denn: Der Grappa ist nicht einfach ein hochprozentiges Gesöff das nur Desinfektion von schmerzenden Hälsen dient, sondern steht für Trinkgenuss pur mit dem kleinen etwas...  
Geschichte:  
 
Grappa (von Grappolo = Traube) ist die in Italien und im Tessin verwendete Bezeichnung für Brände, die durch Gärung von Trester aus Weintrauben und anschliessender Destillation hergestellt werden. Jahrhundertelang waren Tresterbrände, speziell in Italien, ein Getränk der Allerärmsten. Spottbillig und bis zum 2. Weltkrieg noch wesentlich geringer versteuert als die "besseren" Spirituosen wie Brandy oder Likör, waren sie im Ursprungsland nie so recht gesellschaftsfähig und bei uns sogar unbekannt. Doch in den letzten Jahrzehnten erlebte dieses "Nebenprodukt" der Weinherstellung einen wohl einmaligen Aufstieg. Grappa wird aus den Resten der Weinkelterung, dem sogenannten Trester hergestellt und hat sich auf Grund seines ganz eigenen Charakters durchgesetzt und einen Platz neben den anderen Destillaten gefunden. Freilich wurden die Qualitäten wesentlich verbessert und von dem rauhen "Kutscherschnaps" früherer Zeiten kann bei qualitätsbewussten Destillateuren keine Rede mehr sein. Trester von roten oder weissen Trauben werden gleichermassen zu Grappa verarbeitet. Doch muss man hier zunächst unterschiedliche Wege beschreiten. Während man bei Rotweintrestern die bereits von der Weingärung her vorhandenen Alkoholreste gewinnt, müssen Weissweintrester zunächst vergären. Dies geschieht unter Luftabschluss in grossen Tanks. Winzer brennen selten ihre Trester selbst. Es hat ishc eher ein reger Handel damit entwickelt. Grosse Brennereien haben Stammlieferanten, bei denen sie sich auf qualititiv hochwertige Rohstoffe verlassen können. Vor allem müssen die Trester sortenrein gehalten werden, denn viele Grappas werden als reine Rebsortendestillate hergestellt und verkauft. Die Destillation läuft ab wie bei allen Weinbränden. Damit die kompakte Trestermasse in der Destillierblase nicht anbrennt, müssen allerdings bei direkter Befeuerung Siebkörbe eingesetzt werden. Das Ergebnis der ersten Destillation ist nicht sehr hochprozentig. Man destilliert deshalb zwei- oder bei besonders wertvollen Produkten dreimal. Selbstverständlich geschieth dies unter Abscheidung des Vor- und Nachlaufts. Allein das sorgsam "herausgetrennte" Herzstück wird verwendet. Aus 100 kg Trestermasse werden bis zu 4,5 Liter reiner Alkohol gewonnen. Früher wurde Grappa jung und rauh getrunken. Heute schätzt man weiche, abgelagerte Destillate. An der Farbe kann man erkennen, wie und wo Grappa gelagert wurde. Mehr oder weniger zarte Brauntöne weisen auf eine Reifezeit in Eichenholzfässern hin, bei wasserklaren Bränden erfolgte die Lagerung meist in Stahl- oder Glasbehältern oder in Eschenholzfässern, die keinen Farbstoff abgeben. "Stravecchia" (Riserva) bedeutet, dass Grappa mindestens 12 Monate gelagert worden sein muss, davon 6 Monate im Holzfass. Die Vielfalt beim Grappa ist unendlich. Häufig bringt man rebsortenreine Marken heraus. Ferner gibt es Grappas verschiedener Herkunft, wie z. B. Barolo, Dolcetto, Barbaresco u. a., wenngleich Hinweise darauf auf dem Etikett seltener sind. Manche Brennereien allerdings verzichten auch häufig auf nähere Angaben und bieten qualitativ hochstehende Markenartikel in ausgewogener, ständig gleichbleibender Art. Die EU-Richtlinien besagen, dass die Bezeichnung Grappa nur für einen in Italien hergestellten Trester verwendet werden darf. Eine Besonderheit, die seit einigen Jahren vermehrt angeboten wird, sind die Distillati d'Uva bzw. Uve oder auch Acquavite d'Uva. Hierbei handelt es sich nicht um Grappas, sondern um Traubenbrände. Sie werden nicht aus Trester, sondern aus dem vergorenen Most der Trauben hergestellt. Dieser wird destilliert, bevor der Fermentationsprozess (Gärung) beendet ist. Üblich ist es, diese Uva sortenrein herzustellen, also nur aus einer Rebsorte und diese Destillate auch danach zu benennen.